SeranTürkisches Tarifvertragsrecht
Dr. Kovač Verlag, Hamburg 2024, 124 Seiten, kartoniert, € 79,-
SeranTürkisches Tarifvertragsrecht
Das zu rezensierende Werk „Türkisches Tarifvertragsrecht“ von Sadrettin Seran, das im letzten Jahr veröffentlicht wurde, stellt eine tiefgehende und umfassende Auseinandersetzung mit dem Tarifvertragsrecht in der Türkei dar. In seiner Doktorarbeit, die im Jahr 2023 an der Passauer Universität eingereicht wurde, verfolgt Seran das Ziel, die komplizierten rechtlichen Strukturen und Entwicklungen des türkischen Tarifvertragsrechts detailliert darzulegen.
Der Autor gliedert das Werk in unterschiedliche Abschnitte, die jeweils einen spezifischen Aspekt des Tarifvertragsrechts zum Inhalt haben. Er beginnt mit der geschichtlichen Entwicklung des Themas und spannt den Bogen von den ersten Regelungen im türkischen Zivilgesetzbuch bis hin zu den Veränderungen nach den Verfassungen von 1961 und 1982. Diese historische Einordnung bietet dem Leser ein solides Fundament, wenn es um das Verständnis der modernen rechtlichen Strukturen geht.
Seran setzt sich sehr intensiv mit der Theorie und Praxis des Tarifvertragsrechts auseinander. Ein wesentlicher Bestandteil ist die ausführliche Betrachtung der Tarifautonomie und der Vorteile von Tarifverträgen. Auf diese Art und Weise werden die unterschiedlichen Aspekte des Tarifvertrags von den normativen und schuldrechtlichen Teilen bis hin zu den verschiedenen Tarifvertragsebenen präzise beschrieben. Zu unterstreichen ist darüber hinaus auch die detaillierte Untersuchung von Rahmen-, Betriebs- und Unternehmenstarifverträgen, welche die Vielfalt und Komplexität des Forschungsgegenstands widerspiegeln.
Ein weiterer bedeutender Teil der zu besprechenden Publikation beschäftigt sich mit der rechtlichen Bedeutung des Tarifvertrags und dessen Auswirkungen auf den Arbeitsvertrag. Die Wirksamkeit des Tarifvertrags wird sowohl in Bezug auf die unmittelbare als auch auf die bleibende Wirkung beleuchtet, wobei Seran auch die Ausnahmen, wie beispielsweise das Günstigkeitsprinzip und die Öffnungsklausel, beschreibt. Überdies werden die Prozessvoraussetzungen und der rechtliche Rahmen für die Anwendung und Auslegung von Tarifverträgen sehr genau erläutert.
Die praktischen Aspekte, wie etwa das Zustandekommen von Tarifverträgen, die tarifrechtlichen Streitigkeiten und die Beendigung sowie die Anfechtung von Tarifverträgen, werden mit einer präzisen und verständlichen Feder dargestellt. Mehr noch: Die Erläuterungen zu den Prozessen der Tarifkollisionen und der rechtlichen Relevanz der Ausdehnung von Tarifverträgen zeigen den praxisorientierten Charakter des rundum gelungenen Buches.
Serans „Türkisches Tarifvertragsrecht“ richtet sich an Jurist:innen, die ein tiefgehendes Verständnis der türkischen Arbeitsrechtssystematik entwickeln wollen, sowie an Studierende und Forscher:innen im Bereich des Arbeitsrechts. Für Otto Normalleser ist das Werk eine schwere Kost. Da helfen auch nicht der klare Aufbau und die gründliche Auseinandersetzung mit den bedeutsamen Themen, die das Buch zu einer wertvollen Quelle für alle, die sich mit dem türkischen Tarifvertragsrecht beschäftigen, machen. Doch das soll jetzt nicht eine Negativkritik sein.
Alles in allem lässt sich sagen, dass Serans Dissertation eine fundierte und detaillierte Analyse bietet. Durch die klare Struktur, die tiefgehende historische und theoretische Betrachtung sowie die praxisorientierte Herangehensweise ist das Buch von großer Bedeutung. Es ist ein unverzichtbares Referenzwerk für alle, die das nicht gerade einfache System des türkischen Tarifvertragsrechts dechiffrieren möchten.