Pärli/PetrikArbeit, Krankheit, Invalidität. Arbeits- und sozialversicherungsrechtliche Aspekte

2. Auflage, Stämpfli Verlag, Bern 2024, 506 Seiten, kartoniert, € 210,50

ANDREAS RAFFEINER

Das zu rezensierende Werk „Arbeit, Krankheit, Invalidität“ von Kurt Pärli und Andreas Petrik ist eine sehr detaillierte und interdisziplinäre Analyse, die sich mit den zentralen rechtlichen Fragestellungen an den Schnittstellen von Arbeitsrecht, Sozialversicherung und Gesundheitsschutz auseinandersetzt. Bereits der Blick in das Inhaltsverzeichnis lässt erkennen, dass die Autoren nicht nur die rechtlichen Rahmenbedingungen skizzieren, sondern auch deren Wechselwirkungen im Detail untersuchen. So stellt die zweite Auflage des Werkes zur sozialrechtlichen und arbeitsrechtlichen Behandlung krankheitsbedingter Arbeitsunfähigkeit in der Schweiz ein umfassendes Nachschlagewerk dar, das in seiner Struktur und inhaltlichen Ausrichtung für Fachleute im Bereich Arbeitsrecht und Sozialversicherung von Bedeutung ist.

Es deckt eine Vielzahl an Themen ab, angefangen bei den Eingliederungsmaßnahmen der Invalidenversicherung über die Koordination von Taggeldleistungen bis hin zu komplexen Fragestellungen der Rentenabstufung und der Koordination von Invalidenrenten. Besonders hervorzuheben ist, dass die Auflage keinesfalls nur aktuelle gesetzliche Neuerungen berücksichtigt, sondern auch eine detaillierte Würdigung der praktischen Auswirkungen dieser Reformen und Regelungen enthält.

Die Stärken des Werkes liegen in erster Linie in der gründlichen und systematischen Strukturierung der Themen. Die einzelnen Kapitel sind klar und nachvollziehbar aufgebaut, was es den Leser:innen ermöglicht, gezielt und effizient auf die benötigten Informationen zuzugreifen. Gerade für Praktiker:innen in den Bereichen Human Resources, Sozialversicherungen und Arbeitsrecht sind die praxisorientierten Kapitel von hoher Relevanz, wie etwa die Diskussion über die Früherfassung und Frühintervention sowie die Eingliederungsmaßnahmen der Invalidenversicherung. Auch die tiefergehende Betrachtung von Reformen, beispielsweise in Bezug auf die Koordination von Invalidenrenten und Taggeldern, stellen eine wertvolle Hilfe für die tägliche Praxis dar. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass das Buch nicht nur die theoretische Rechtslage darstellt, sondern in vielen Bereichen eine fundierte Würdigung der Auswirkungen auf die Praxis enthält, was zu einem besseren Verständnis der Konsequenzen der verschiedenen Regelungen beiträgt.

Ein zentraler Kritikpunkt ist die hohe Komplexität der Darstellung, die insb für Leser:innen ohne juristischen Fachhintergrund eine erhebliche Herausforderung darstellt. Die detaillierte Auseinandersetzung mit rechtlichen Themen erfordert ein gewisses Maß an Vorwissen, was das Verständnis für weniger erfahrene Leser:innen erschwert. Trotz des umfangreichen Inhalts fehlen anschauliche Praxisbeispiele, die dabei helfen könnten, die komplexen rechtlichen Zusammenhänge greifbarer zu machen. Besonders hilfreich wären konkrete Fallbeispiele, welche die Anwendung der rechtlichen Konzepte verdeutlichen. Auch grafische Darstellungen oder schematische Übersichten, etwa zur Koordination von Sozialversicherungsleistungen, hätten das Werk visuell aufwerten und den Leser:innen dabei helfen können, die Materie besser zu strukturieren und zu verstehen. In seiner aktuellen Form ist das Buch daher vor allem für Jurist:innen und Fachleute geeignet, die bereits über ein gewisses Vorwissen für die behandelten Themenbereiche verfügen.

Ein weiterer Aspekt ist, dass die Preisgestaltung auch die Wahrnehmung des Werkes beeinflussen könnte. Der (zu) hohe Preis erweckt den Eindruck, dass das Buch nur für eine begrenzte, exklusive Zielgruppe gedacht ist, was die Zugänglichkeit für eine breitere Fachöffentlichkeit einschränken könnte. Eine moderate Preisgestaltung könnte hingegen dazu beitragen, das Werk als eine wertvolle Ressource für eine größere Anzahl von Fachleuten 338und Interessierten zu etablieren und so seine Verbreitung und Wirkung zu erhöhen.

Die inhaltliche Tiefe und Aktualität machen das Werk zweifellos zu einer wichtigen Referenz, doch könnte eine verstärkte Einbindung praktischer Fallbeispiele die Publikation noch wertvoller machen. Dies würde den praktischen Nutzen für die Zielgruppe weiter steigern und eine breitere Anwendbarkeit in verschiedenen Berufsfeldern ermöglichen.