Das deutsche Sozialentschädigungsrecht ist in den letzten Jahren umfassend erneuert worden. Es war zuvor auf die Kriegsopferversorgung zugeschnitten und für den Gesetzgeber nicht mehr zeitgemäß. Seit 2022 wurden die Bestimmungen laufend novelliert. Zum 1.1.2024 ist das neue Sozialgesetzbuch XIV vollständig in Kraft getreten – seitdem reicht ein schädigendes Ereignis, das zu einem gesundheitlichen Schaden führt oder gesundheitliche oder wirtschaftliche Folgen nach sich trägt, für einen Leistungsanspruch.

Angesichts dieser umfassenden Novellierung war es notwendig, auch die entsprechenden Kommentierungen zu erneuern. Dieser Aufgabe haben sich die Herausgeber:innen Sabine Knickrehm (Vorsitzende Richterin am Bundessozialgericht) und Olaf Rademacker (Richter am Bundessozialgericht) angenommen. Gemeinsam mit diversen Autor:innen aus Wissenschaft und Praxis haben sie den Lehr- und Praxiskommentar zum SGB XIV in eine zweite Auflage gebracht.

Darin wurden selbstverständlich sämtliche gesetzliche Neuerungen sowohl zum SGB XIV, aber auch in diversen anderen Gesetzen mit Konnex zum Sozialentschädigungsrecht aufgearbeitet. Dazu zählen ua das Gesetz zur Anpassung des zwölften Buches 2023, das Bürgergeld-Gesetz 2022 oder das Gesetz zur Förderung eines inklusiven Arbeitsmarktes. Auch diverse Verordnungen, die für die Verwaltungspraxis eine große Rolle spielen, wurden eingearbeitet. Beispielhaft zu nennen sind die Traumaambulanzverordnung 2022 oder die neue Ausländerzuständigkeitsverordnung 2023.

Viele der Autor:innen sind Richter:innen an den diversen Sozialgerichten der deutschen Bundesrepublik. Daher wurden auch die neuesten Entscheidungen der Landessozialgerichte und des Bundessozialgerichts seit 2022 implementiert. Dabei standen die Themen Impfungen, Opferentschädigung und Geld-, Sach- und Dienstleistungen im Fokus. Erklärungen zu Entscheidungen zu lesen, von Personen, die aktiv an diesen mitgewirkt haben, ist ein besonderer Reiz des Werks.

Die Herausgeber:innen haben es sich zum Ziel gesetzt, den Kommentar besonders praxistauglich zu gestalten, während er auch wissenschaftlichen Ansprüchen genügen soll. Dabei sollte vor allem die Systematisierung der Normen im Sozialentschädigungsrecht im Vordergrund stehen. Die gewünschte dogmatische Weiterentwicklung des Rechtsgebiets ist jedenfalls gelungen. Das Werk ist uneingeschränkt allen interessierten Leser:innen zu empfehlen. 335